ADHS & CoViele - und wir denken zu viele - Kinder tragen heute die Diagnose AD(H)S mit sich herum. Wir meinen, dass die Diagnose häufig gar nicht zutrifft und zu einer falschen Herangehensweise führt.
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AD(H)S Symptome schon im Vorschulalter |
Liegt nun tatsächlich AD(H)S vor, so gilt es vor allem den Alltag klar zu strukturieren. Die Bewältigung täglicher Aufgaben gelingt am besten in einer ruhigen aber stabilen Umgebung. Als Lernwerkstatt organisieren wir das Lernen für Arbeiten, trennen Wichtiges vom Nebensächlichen. Und wir trainieren das geordnete Denken. Ideal dafür ist das klassische Kopfrechnen. Viele unsere Schüler - gerade solche mit AD(H)S - haben große Freude daran. Wenn Sie im Kopf 3712 durch 4 teilen können oder die pq-Formel ganz im Kopf anwenden können, spüren sie zum ersten Mal, dass Konzentration Freude machen kann. Solche Erfolgserlebnisse bilden das Fundament für unser ADHS-Konzept.
Es gibt nicht wenige Kinder mit klassischen Symptomen von ADHS: Ungeduld, eine sprunghafte Aufmerksamkeit, oft eine gewisse Aufsässigkeit in der Schule. Sie zeigen aber auch weitere Eigenschaften, die nicht typischerweise mit ADHS einhergehen: Sie wollen die Aufmerksamkeit von Erwachsenen für sich alleine, sie können oft wenig mit den Interessen Gleichaltriger anfangen, sie stellen bohrend-forschende Fragen und sie tun sich schwer mit einfachen Alltagskonventionen. In der Schule gelten sie oft als aufsässig und schwer handhabbar. Gleichzeitig können Sie sich stundenlang und erfolgreich mit Dingen beschäftigen, die sie interessieren.
Symptome nicht in allen Lebensbereichen |
Lesen, Lego, Minecraft, Programmieren aber auch Aktivitäten in der Natur sind beliebte Freizeitbeschäftigungen. Sie häufen oft enorme Wissensmengen an und saugen begierig Fakten auf. Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass diese Kinder im Wesentlichen ihre Gedanken von intelligenten Mitmenschen ernst genommen haben möchten. Dazu ist in der Schule oft keine Zeit. Auch sind die Ideen oft so individuell, dass Mitschüler von einer Diskussion kaum einen Nutzen hätten.
Sehr heftig lehnen sie Lehrer ab, deren Fachkompetenz sie anzweifeln. Sie suchen ihnen fachlich überlegene Erwachsene, die ihnen aber dennoch auf Augenhöhe begegnen - eine schwer zu erfüllende Kombination. In der Lernwerkstatt bieten wir diesen Kindern einerseits den Raum zum Entwickeln ihrer Ideen. Andererseits führen wir sie beharrlich an den Gedanken heran, dass sie sich in ihre Umgebung einfügen müssen und zeigen auch, wie das geht. Erfolgreich waren wir dann, wenn diese Kinder ihr unkonventionelles Denken als Stärke begreifen, sich aber gleichzeitig auf die Standardwege aus der Schule einzulassen lernen. Oft, aber nicht immer, haben solche Querdenker einen etwas überdurchschnittlichen IQ.
Studien zeigen, dass Menschen mit einem hohen IQ besonders oft sehr erfolgreich sind. Es ist ein Mythos, dass ein hoher IQ automatisch mit mehr Problemen im Leben einhergeht. Gleichwohl sehen wir bei manchen Kindern mit erhöhten IQ besondere Probleme. Sie ähneln oft den bekannten Symptomen von ADHS. Häufig ist ein ausgeprägtes Desinteresse am Schulstoff. Da diesen Kindern in der Grundschule der Stoff oft "zuflog", mussten sie nie systematisch lernen. Ab der Klasse 5 wird der Stoff zunehmend lernaufwändig, Vokabeln und Rechenregeln müssen langweilig auswendig gelernt werden. Selbstdiziplin wird jetzt immer wichtiger. Für manche Kinder mit hohem IQ ist das neu und unattraktiv. Hinzu kommt oft noch, dass viele Schüler mit höherem IQ Widersprüche und Erklärungslücken erkennen, die in der Schule unbeantwortet bleiben. Solche Kinder stellen oft schwierige Fragen. Lesen Sie mehr zu unserer Herangehensweie im Artikel zu Begabung .
Nicht alles, was wie ADHS aussieht, ist es auch: ein zweiter Blick zeigt oft ganz andere Ursachen für auffällige Symptome.